Le petit Café

Der Traum vom eigenen Café kam mir schon sehr früh. Als Kind mussten meine Eltern etliche Male die erwartungsvollen Gäste spielen, die ich mit meinem Essen mehr oder weniger verwöhnte. Gut, der Vollständigkeit halber muss hier ergänzt werden, dass es damals noch deutlich in Richtung „eigenes Restaurant“ ging. Gewählt werden konnte zwischen fast allem, was das Kinderherz so liebt, von Spaghetti- Nestern, über Pfannkuchen, bis hin zu Schokoladenpudding. Die Gäste mussten natürlich nichts zahlen, dafür aber abwaschen und ich denke das ein oder andere Mal hätte mein Vater vielleicht doch lieber zum Portemonnaie gegriffen. In den folgenden gut 15 Jahren hatte ich genug Zeit an meinen Küchenfähigkeiten zu arbeiten und bin froh, heute mehr als Spaghetti- Nester anbieten zu können. Mit 19 stand ich kurz vor der Eröffnung des ersten „Le petit“, allerdings siegte damals die Vernunft und ich begann ein Jura Studium in Münster, das Ziel, ein eigenes Café zu eröffnen blieb jedoch weiterhin bestehen. Während also alle um mich herum von der eigenen Kanzlei und der großen internationalen Karriere redeten träumte ich von meinem Café. Bereits nach wenigen Wochen war mir klar, ich hatte zwei falsche Entscheidungen getroffen.
1.) Jura brachte mir Spaß, allerdings fehlte mir jeglicher Bezug zu wirtschaftlichen Bereichen, von denen ich für die Gründung meines Cafés hätte profitieren können. Ich entschied mich also zu einem Wechsel in das Fach „Sozialökonomie“.
2.) Münster, mit Sicherheit eine der schönsten Städte Deutschlands, konnte mir nicht das Gefühl von Lebensfreude und Freiheit geben, wie Lübeck es tat und heute noch tut. Ich bin keine gebürtige Lübeckerin, fühle mich aber als echtes Kind dieser Stadt. Der Abbruch des Studiums war also gleichzeitig eine Liebeserklärung an meine HEIMATStadt.
Bis heute habe ich die Entscheidung zu keinem Zeitpunkt bereut. In Hamburg nahm ich mein Sozialökonomie Studium auf, machte meinen Bachelor, studierte nebenher Ökotrophologie und verbesserte in zahlreichen Kursen und Fortbildungen meine Fähigkeiten als Barista & Konditorin. Auch wenn mein Weg anders war, als es wohl die meisten von mir erwartet hätten, für mich war es genau der richtige.
Und wenn ich morgens das „Le petit Café“ betrete, dann erfüllt mich dies mit einem Glücksgefühl und ich bin froh, nicht in der Anwaltskanzlei zu stehen.
Ich wünsche mir, dass das „Le petit Café“ zum Platz für Andersdenker und Umweg-Geher wird, für Träumer und Visionäre, zum Ort, an dem Pläne geschmiedet und werdet.
Das „Le petit“ war mein Traum und ist meine Wirklichkeit geworden und ebendies wünsche ich all meinen Gästen. Lasst eure Sorgen draußen vor der Tür und genießt bei einer Tasse Cappuccino oder einer anderen Köstlichkeit die Freuden des Lebens.
Denn, mit Kaffee und Humor kommt man dem Stress zuvor!
Ich freue mich, euch bei mir begrüßen zu dürfen.
Marie

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